"In diesen Hallen kennt man Rache nicht"
Bad Nenndorf Der Held fällt in Ohnmacht. Drei Damen retten ihn und überreichen dem Prinzen das Bildnis eines wunderschönen Mädchens, in das er sich verliebt: "Das Bildnis ist bezaubernd schön" singt Tamas Daroczi. Die Arie des Tamino bezaubert das Publikum in der Wandelhalle, wo mehr als 200 Zuhörer am Sonnabend eine Opern-Gala mit vielen musikalischen Höhepunkten erleben und genießen.
Mozart steht auf dem Programm. Konzertant, aber in prächtiger Kostümierung erklingen Arien aus der "Zauberflöte". Zuvor führte Rainer Steinkamp, Intendant des Stadttheaters Hameln, durch die verwickelte Handlung der "Hochzeit des Figaro", die den ersten Teil der Gala ausfüllte. Den Abend gestalten musikalisch das Pannonia Sinfonieorchester unter der Leitung von György Kovács, es singen sechs Solisten der Stastsoper Budapest.
Als "männerfeindliche Oper" bezeichnet Steinkamp "Die Hochzeit des Figaro". Hiergehe es nach dem Motto: "Willst du einer anderen huldigen, musst du dich später entschuldigen." Das Verwirrspiel um Liebesabenteuer und Ehebruchwar als Lustspiel - dieses diente Mozart als Vorlage für seine Oper -im Ausgang des 18. Jahrhunderts "als nicht ganz anständig für ein gesittetes Publikum" verboten. Tamas Busa als Figaro und Anna Pánti als seine Braut Susanna bestreiten jedoch äußerst sittsam ihr Auftrittslied, bei dem es um Zentimeter geht. Die beiden vermessen ihr Schlafzimmer - und dies in italienischer Sprache. Als Cherubino, einer Knabenrolle, brilliert im schwarzen Samtanzug und Barrett Susanne Csonka, die später mt ihrem wohlklingenden Sopran eine liebreizenden Pamina und eine quirlige Papagena gestaltet. Ihren sicheren Kolloratursopran - die Königin der Nacht muss eine "geläufige Gurgel" haben, zitiert der Moderator den Komponisten - setzt Anna Panti ein. Die Arie der "Königin der Nacht" muss sie für das begeisterte Publikum sofort wiederholen.
Die hohe Frauenstimme findet ihr Pendant im phänomenalen Bass von István Racz, der die Gegenarie zur "Hölle Rache" der bösen Königin singt. Die berühmteste Bassarie der Opernliteratur legt Rácz mit Ruhe und Tiefe, mit strahlender Klarheit und Brillianz den Zuhörern direkt ins Herz: "In diesen heil´gen Hallen kennt man Rache nicht." Das Schlussduett der Operngala bestreiten schließlich Susanne Czonka und Gyösö Leblanc mit dem zauberhaften Buffo-Duett "Ein Mädchen oder Weibchen".
Nach Riesenapplaus - auch für Dirigent Kovács - überreicht Kurdirektor Hartmut Manthey Blumen an die Akteure und eröffnet Minuten später das Büfett. Küche und Service-Team vom "Burg-Hotel" in Blomberg wetteifern auf kulinarischem Gebiet der musikalischen Darbietung erfolgreich nach Tanz bis in den frühen Morgen und eine Mitternachtsshow, bestückt mit feurigen ungarischen Melodien von Emmerich Kalman - es agieren Csonka und Leblanc sowie ein Ballett -, runden die rundum gelungene Operngala ab.